Ambitioniert, ehrgeizig und ein bisschen bekloppt

Die Popband Jacob Fortyhands im Interview

By In Kultur

Die Lohner Band Jacob Fortyhands  hat im Jahr 2020 ihre erste Platte aufgenommen und strebt mit eingängigem Indie-Pop Richtung Charts. Wir sprachen mit den fünf jungen Musikern über ihre Ziele, ihre Geschichte und verrückte Videodrehs.

Frage: Eure erste EP kam inmitten der Corona-Zeit heraus. Ihr hättet euch sicherlich einen schöneren Zeitpunkt gewünscht.

Till: Sie sollte eigentlich im April erscheinen. Wir haben sie dann erst im Juni herausgebracht. Aber ohne Live-Auftritte und Release-Konzert war das natürlich nicht so schön. Wir hatten eine Reihe von Auftritten bei kleineren Festivals in Norddeutschland geplant. Aber da wurden wir erstmal ausgebremst.

Lukas: Aber wir wollen uns nicht beschweren. Andere haben in dieser Zeit mehr gelitten als wir.

Zum Beispiel Musiker, die von ihren Auftritten leben müssen.

Hendrik: Die hat es noch viel härter getroffen. Wir sind ja noch Studenten oder haben unsere Jobs.

Habt ihr auch über Streaming-Konzerte nachgedacht?

Till: Nein. Das schockt nicht so richtig. Wir haben ein paar Akustikversionen von bekannten Songs bei Instagram hochgeladen. Aber ein ganzes Konzert über Streaming zu machen, das kam für uns nicht infrage.

Carsten: Wir haben die Zeit zum Schreiben von Songs genutzt.

Lukas: Die Energie kommt einfach nicht rüber ohne Publikum.

Wie seid ihr an den Plattenvertrag gekommen?

Hendrik: Wir haben einfach mal ein Tape zu unserem jetzigen Produzenten geschickt und ihn gebeten, Demo-Aufnahmen bei ihm zu machen. Wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht…

…als ihr euch in der Lohner Musikschule getroffen habt.

Lukas: Hendrik und ich hatten Arnold Ogrodnik als Gitarrenlehrer, aber in verschiedenen Gruppen. Irgendwann kam er zu mir und sagte, dass ich doch eine Band gründen sollte, damit ich noch mehr Spaß an der Musik hätte.

Hendrik: Und das Gleiche hat er zu mir auch gesagt. So hat er uns verkuppelt. Über Freunde und Freunde von Freunden sind dann die anderen dazugekommen. Vor zwei Jahren kam Lukas Bruder Jakob noch dazu.

Daher auch der ungewöhnliche Bandname?

Lukas: Das mit den Fortyhands hatte ich im Kopf, seit ich 16 Jahre alt war. Und irgendwann habe ich das mal in Kombination mit dem Namen meines Bruders vor mich hingesagt. Und ich fand das hörte sich gut an.

Till: Einen richtigen Sinn hat der Name natürlich nicht.

Jakob (lacht): Der Name Genesis war halt schon vergeben.

Was bedeutet euch die Stadt Lohne?

Jakob: Lohne ist unsere Heimat. Ich lebe gerne hier.

Lukas: Ich bin wahrlich kein Lokalpatriot, aber ich kann mir keine schönere und bessere Kleinstadt vorstellen.

Hendrik: Schade, dass es so wenig Auftrittmöglichkeiten außerhalb der Musikschule gibt. Clubs und Festivals sind rar. Da haben es Newcomer schwer. Ich würde mir wünschen, dass sich das ändert.

Wo seht ihr euch in zehn Jahren? Headliner bei Rock am Ring?

Lukas: Ja, das hört sich gut an.

Till: Lieber noch beim Hurricane und beim Appletree. Mit diesen Festivals sind wir aufgewachsen. Es  würde uns viel bedeuten, dort mal zu spielen.

Jacob Fortyhands sind (oben von links) Till Hoping, Carsten Holzenkamp, Hendrik Becker sowie (unten von links) Lukas und Jakob Heitmann. Foto: Sam Straka

Das klingt selbstbewusst.

Lukas: Ohne so hohe Ziele hältst du es auf Dauer gar nicht durch, so viel Zeit in die Band zu investieren. Wir wollen in absehbarer Zeit von unserer Musik leben können.

Das dürfte schwer werden. Durch die Streamingplattformen verdienen Musiker heutzutage nur noch wenig Geld an ihren Platten.

Till: Das ist richtig. Aber andererseits hätten wir auch nicht diese hohen Reichweiten. Wir müssten erst eine Platte pressen, sie in die Laden stellen und dort müsste sie jemand kaufen. Und ohne die Radiosender würde uns niemand kennen. Insofern sehen wir Spotify und Co. eher als Gewinn.

Lukas: Dazu kommt die Verbreitung über Social Media. Nimm allein Youtube.

Ihr habt auch zwei professionelle Videos aufgenommen.

Lukas: Ja, das war toll. Wir hatten überlegt, wo wir das Video drehen sollten. Und einer von uns kam dann auf Marokko.

Jakob: Also haben wir uns unseren Videoproduzenten geschnappt und sind vier Tage nach Marrakesh geflogen.

Lukas: Hirnrissig und bekloppt – aber geil.

Bandinfo
Die Band Jacob Fortyhands hat sich im Jahr 2014 aus der Lohner Musikschule heraus gegründet. Zur Band gehören Lukas Heitmann (Gitarre, Gesang), Jakob Heitmann (Bass), Carsten Holzenkamp (Schlagzeug), Till Hoping (Keyboards) und Hendrik Becker (Gitarre). Die erste EP mit sechs Songs erschien im Juni 2020 unter dem Titel „A Life on the Chase for Gold“. Ihren Stil beschreibt die Band selbst als Indipendent Pop. Im jungen Alter von Anfang 20 haben sich Jacob Fortyhands einen Sound erschaffen, der sowohl modern klingt als auch auf kreative Weise Einflüsse aus Folk und Pop-Rock der 80er-Jahre widerspiegelt, heißt es in einem Pressetext.

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