Flüchtlinge, Gastarbeiter, Aussiedler: Lohne hat im Laufe der Jahrzehnte viele Menschen aufgenommen. Damit die Integration klappt, engagieren sich Helferinnen und Helfer. Zu ihnen gehört Ursula Große Holthaus.
Ursula Große Holthaus hasst Ausgrenzung. Schon als Kind einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg hat sie erlebt, wie
die auf dem Hof ihrer Eltern untergebrachte Flüchtlingsfamilie diskriminiert wird. Sie setzt sich für die Flüchtlingskinder ein, denn sie sind ihre besten Freunde. Als 1992 die ersten Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien und andere Asylsuchende in Lohne ankommen, hebt sie die Hand und mischt mit. Sie gründet mit vielen anderen den Runden Tisch für Integration und Völkerverständigung. Große Holthaus will den Asylsuchenden helfen, sich in Lohne zurecht zu finden und gleichzeitig gegen jene aufbegehren, die meinen, Deutschland drohe die „Überfremdung“.
„Wir versuchen, die Menschen in die Mitte der Gesellschaft zu holen.“
Ursula Große Holthaus
„Das war eine geladene Stimmung damals“, erinnert sie sich. Nach den fremdenfeindlichen Anschlägen von Hoyerswerda und Mölln hatte sie das Gefühl, etwas tun zu müssen. „Wir versuchen, die Menschen in die Mitte der Gesellschaft zu holen“, beschreibt Große Holthaus die Aufgabe des Runden Tisches. Fast 30 Jahre später hat sich daran fast nichts geändert. Noch immer gibt es den Runden Tisch. Noch immer hilft er geflüchteten Menschen aus aller Welt, sich in Lohne zurechtzufinden. Ursula Große Holthaus und ihre Mitstreiter besorgen Wohnungen für Geflüchtete, helfen bei Behördengängen und vieles mehr.
Dafür haben sie rund 20 Hauspaten gefunden, die die Geflüchteten regelmäßig besuchen und ihnen helfen. Außerdem hat der Runde Tisch den Internationalen Frauentreff ins Leben gerufen. Einmal wöchentlich treffen sich Frauen aus vielen verschiedenen Nationen zum Austausch. Sie planen Aktionen für Alt- und Neulohner. In der letzten Woche der Sommerferien steigt das Sprachcamp für Grundschüler, deren Sprachen gering sind. Höhepunkt des Jahres ist das vom Runden Tisch mitorganisierte Fest der Kulturen.
Auch im Corona-Jahr 2020 war der Runde Tisch aktiv und hat dafür sogar einen Ehrenpreis des Verbundes Oldenburger Münsterland gewonnen. So haben Kerstin Sommer vom Runden Tisch und ihre Helferinnen Geschichten vorgelesen und das per Smartphone aufgenommen und an Familien verschickt. Außerdem hat die ehemalige Lehrerin Große Holthaus Arbeitsblätter, Rätsel und Tüftelaufgaben weitergegeben, um etwas Abwechslung in den Alltag der Flüchtlingsfamilien zu bringen. Denn ein Lockdown erschwert die Integration um ein Vielfaches, weiß Große Holthaus.